Wie und warum?

Tips zum Basteln und Schreiben von Flaschenposten und Gedanken darüber, warum man so was überhaupt macht.

Die Flaschenpost

Über den Zauber in einer Kinderseele. Und wie man diesen Zauber – und die Seele! – kaputt machen kann, wird hier rückblickend von Stella Oogst geschildert. Der Beitrag ist so anschaulich und treffend, dass ich ihn hier unbedingt rebloggen möchte.

Stella Oogst

In irgendeiner Kindersendung damals hatte ich das mit der Flaschenpost aufgeschnappt, und es ließ mich einfach nicht mehr los. Flaschenpost! Eine Nachricht in eine Flasche stecken und die Flasche in das Meer werfen und warten, wer antwortet. Ich konnte meine Nachricht gar nicht schnell genug verfassen.

Ich schrieb keine Nachricht, sondern malte ein Pony, das gerade ein Maul voll Gras verspeiste. Natürlich musste mir der Finder auch antworten können, und so schrieb ich noch meine Adresse auf die Rückseite vom Bild. Meine Mutter war da wenig begeistert. „Wer weiß denn, wer da plötzlich bei uns vor der Tür steht?“ Aber mein Vater meinte ganz ungeniert in meiner Hörweite, dass die Flasche wahrscheinlich sowieso in der nächsten Flussbiegung an einem Stein zerschellen und kaputt gehen würde. Letztendlich hielt mich diese frustrierende Aussicht aber nicht davon ab, doch eine Flaschenpost zu basteln, nachdem meine Mutter noch gekonnt sowas wie „Ach, macht doch…

Ursprünglichen Post anzeigen 554 weitere Wörter

Kategorien: Netzfunde, Sammelsorium, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , | 3 Kommentare

Q & A: Flaschenpost-Fachsimpeln mit Anja

Manche prominente Youtube-Vlogger machen gelegentlich Question & Answer Videos, kurz Q & A, wo sie Fragen aus den Zuschriften ihrer Zuschauerschaft beantworten. Nun bin ich weder prominent noch Youtuber, aber in den Kommentaren meines letzten Beitrages „Post aus Skummeslövsstrand“ stellte Bloggerkollegin Anja ein paar anregende Fragen, die m. E. einen eigenen Artikel wert sind. Deshalb hier mein erstes Blog-Q & A.

Anja fragt:

104 Flaschen ist schon eine Ansage. Meine Statistik lautet 11 verschickt, 2 gefunden und mit 1 noch in Kontakt. Wie machst du das, in einer Tabelle oder mit einer Landkarte?

Lohnende Erinnerungen. Hier ging es um ein von Schülern vorbereitetes Interview und eine Mitmachaktion für Kinder.

Ein handschriftliches Logbuch hat irgenwie was. Sogar Platz für Schiffsstempel.

Na ja, die 104 Buddeln verteilen sich auf knapp 20 Jahre, da relativiert sich die Zahl ein wenig. Wobei noch ein paar nicht mitgezählte Spontanflaschenposten hinzukommen. Seit etwa fünf Jahren führe ich eine Liste, sowohl eine Computerdatei, wie auch ein handschriftliches Buch, das aber gerade nicht auf dem laufenden Stand ist. Da trage ich die Daten ein. Für die Nr. 104 beispielsweise: Weiterlesen

Kategorien: Persönliche Geschichten, Wie und warum? | 4 Kommentare

Flaschenpostbasteln bei Mikado im NDR (mit Bastelanleitung)

Heute habe ich meine Flaschenpostwerkstatt in das Funkhaus Kiel vom Norddeutschen Rundfunk verlegt. Jeden Sonntag gibt es nämlich im Radio auf NDR-Info die Kindersendung Mikado am Morgen. Und heute geht es um Flaschenpost. Mit Reportagen aus dem BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie), mit Interviews – auf der Nordseeinsel Langeness warten Babette und Tarek am Telefon –  und mit Lientje und mir.

Lientje sitzt zusammen mit dem Redakteur Tim Berendonk im Studio in Hamburg, wo die Sendung produziert wird. Ich bin ganz allein in dem Studio in Kiel. Das heißt, nicht ganz allein, denn hinter einer großen Glasscheibe sitzt noch der Tontechniker und ein Praktikant, denn ich kann die vielen Regler auf dem Mischpult vor mir ja nicht selbst bedienen. Von Technik habe ich nämlich keine Ahnung. Dafür aber von Flaschenposten, da bin ich Experte. Zumindest tu ich so.

Wenigstens weiß ich, was hier das Mikrofon ist, in das ich sprechen muss. Ich habe einen Kopfhörer auf. Damit höre ich den Tontechniker, der mir sagt, was ich tun soll. Ich höre auch mich selbst. Meine eigene Stimme, meine Güte, das ist komisch! Und ich höre Lientje und Tim in Hamburg und wir können uns ganz normal unterhalten. Ich kann sie zwar nicht sehen und sie mich auch nicht, aber trotzdem ist das so, als säßen wir zusammen. Das klappt ganz prima!

Natürlich fachsimpeln wir nicht nur über Flaschenposten. Klar, – es werden in der Sendung auch welche gebastelt. Lientje schreibt und malt ihre in Hamburg, ich bastele meine hier im Funkhaus an der Kieler Förde.

Das ist irgendwie witzig, wir sind ja von jeder Menge allermodernster Technik umgeben, reden aus 100 km Entfernung miteinander, als säßen wir uns gegenüber. Viele Tausend Kinder können uns in ganz Norddeutschland hören, – nein: auf der ganzen Welt können sie uns über Lifestream im Internet oder als Podcast hören. Und was manchen Lientje und ich? Etwas total Altmodisches: Flaschenpost, – da weiß man nicht einmal, ob überhaupt jemand die bekommt, und wenn ja, wann und wo. Total verrückt!

Flaschenpostwerkstatt im Studio 2

Flaschenpost basteln im Studio. Nur die Kerze zünde ich hier sicherheitshalber nicht an.

Für alle, die auch eine basteln wollen, gibt es hier auf meiner Webseite eine ganz ausführliche Anleitung. Die ist aber ziemlich lang. Deswegen hier noch mal eine Kurzfassung:

Ihr braucht Weiterlesen

Kategorien: Persönliche Geschichten, Sammelsorium, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , | 4 Kommentare

Aschenflaschen. Wie damit umgehen?

In einem anderen Artikel (bitte auch die Kommentare dort lesen!) hatte ich schon Flaschenposten erwähnt, die die Asche Verstorbener enthalten. Zuerst war mir das Phänomen in einer Notiz von Nicola White begegnet. Sie schrieb auf ihrem Website:

It is the most poignant we have found, and was a bottle containing the ashes of a young lady called Clare who had been about to sail the world before very sadly, she died without fulfilling her wish. Her family hoped that by sending her ashes out to sea, her spirit would be set free.  I have no doubt that it did.

Dann die erwähnte Geschichte von Gary Robert Dupuis. Dessen sterblichen Überresten war eine Banknote beigefügt, dazu die Einladung, mit dem Geld frohgemut einen heben zu gehen und auf den Toten anzustoßen.

Heute begenete mir wieder ein Foto von einer Flaschenpost, die, wie ich annehme, etwas Leichenbrand enthält (ich bin mir dessen noch nicht ganz sicher). Das heißt, wir sollten uns Gedanken machen, wie damit umzugehen ist. Es könnte ja sein, dass so etwas häufiger vorkommt, besonders wenn sich die Bestattungsgesetze in weiteren Ländern lockern. Deshalb möchte ich die Diskussion, die sich in den Kommentaren des Eingangs verknüpften Blogposts entwickelt hat, noch einmal aufgreifen.

Zwei Motive spielen für die Aussendung solcher Aschenflaschen eine Rolle: Weiterlesen

Kategorien: Der Geist in der Flasche, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , , , , , | Ein Kommentar

Flaschenposten: Rätsel, Faszination und Form.

At the same time that we are earnest to explore and learn all things, we require that all things be mysterious and unexplorable, that land and sea be infinitely wild, unsurveyed and unfathomed by us because unfathomable.

(Henry David Thoreau, Walden.)

Seine Großmutter, so erinnert sich Bruce Chatwin, hätte in einem Schränkchen allerlei Kurositäten gehütet. Darunter sei auch ein mit einer Stecknadel auf eine Karte geheftetes Hautstück eines vorsintflutlichen Tieres gewesen. Angeblich von einem Brontosaurus. Die Dame hatte das seltsame Souvenir von ihrem Cousin, einem abenteuerlustigen Seemann, zugeschickt bekommen. Der war irgendwann in Patagonien landfest geworden und hatte dort unter anderem nach Fossilien gesucht. Das Lederstück stammte aus der Ausbeute von Funden, die er in einer Höhle in Feuerland ausgegraben hatte.

Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Hautfetzen mit den borstigen roten Haaren nicht als Rest eines Sauriers, sondern eines Riesenfaultiers. Aber das focht den kleinen Bruce seinerzeit nicht an, denn auch ein pleistozänes Mylodon war exotisch genug, um die Phantasie des Jungen zu beschäftigen und das Fernweh des späteren Weltreisenden zu wecken.

Bei noch näherem Hinsehen dürfte sich die Geschichte als Chatwins Erfindung erweisen, wie so vieles in der Biographie des Schriftstellers. Aber das soll uns nun wieder nicht anfechten, denn die Story ist wirklich gut. Und sie illustriert bestens das Thema, um das es hier gehen soll. Weiterlesen

Kategorien: Der Geist in der Flasche, Sammelsorium, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , , , | Ein Kommentar

Strandjutter als Trauerbegleiter? Noch einmal zur Frage der Flaschenbriefe an Verstorbene.

Vor zwei Wochen ging die Nachricht durch die Medien. Der 54jähige Steve Mershon hatte am Strand von Florida die Flaschenpost eines Fünftklässlers gefunden.

Flaschenbrief Jonathan Torres

Foto: Steve Mershon

Dieser schreibt darin an seinen verstorbenen Freund Daniel. Er stellt sich vor, was sie wohl machen würden, wenn Daniel noch am Leben wäre: mit all den Kumpels  American Football, Fussball und Basketball spielen. Er erinnert an die gemeinsame Vorliebe für den Popsänger Austin Moon. Und er wünscht ihm im Jenseits viel Freude mit Jesus.

Steve Mershon war gerührt. Und er schrieb einen ausführlichen Antwortbrief. Ein Brief voll Mitgefühl, Anerkennung und Ermutigung. Er verspricht, Jonothans Flaschenbrief auf einer Kreuzfahrt erneut dem Meer zu übergeben.

Allerdings hatte Mershon keine Adresse des Jungen. Er entschied sich, Jonothans Zeilen und die eigene Antwort über Facebook zu verbreiten.

[…] You see, I find lots of things on the beach, and the best ones I keep.. I have shelves full of wood, shells, sunglasses and, yes, bottles.. Jonothan, your bottle, with your letter to your best friend, is the most beautiful thing I have ever found. It would trump anything in my collection.. But I can’t.. Won’t.. You threw that bottle out to show your love for your best friend.. It is meant to be shared.. I took pictures of it, and shared it with friends on my Facebook page.. It tugged at many heartstrings, Jonothan.. But it’s going to be shared with more people.. […]

Ob Jonothan den Brief gelesen hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall löste er ein breites Echo aus. Viele waren bewegt, sowohl von der Flaschenpost wie auch von Mershons Umgang damit.

Aber nicht alle würden so handeln. Über das Kontaktformular dieses Blogs erreichte mich vorgestern Abend eine Mail aus den Niederlanden. Der Verfasser meint, Steve Mershon solle unbedingt den Flaschenpostschreiber ausfindig machen und ihm den Brief zurücküberstellen.

Nun, ich bin sicher, der Finder wird sein Bestes getan haben, um den Jungen ausfindig zu machen und direkt mit ihm in Kontakt zu treten. Aber der Fall rührt an eine grundsätzliche Frage, die ich hier zur Diskussion stellen möchte: Weiterlesen

Kategorien: Der Geist in der Flasche, Sammelsorium, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , | 10 Kommentare

Botschaften in das Jenseits und Briefe an die Nereïden. Die religiöse Facette der Flaschenpost.

Si quieres aprender á orar, entra en el mar.
Lafcadio Hearn, Chita. 1889

Am Strand von Cape Cod findet Theresa Osborn eine Flaschenpost. Der Inhalt ist nicht etwa die Bitte eines Kindes um eine Nachricht des Finders, wie die Journalistin mit Rückblick auf ihre Kindheit vermutet hatte, sondern ein ergreifender Liebesbrief. Gerichtet ist er an eine Verstorbene: Catherine. Absender: G. Keine weiteren Angaben, die eine Antwort an den Flaschenpostschreiber möglich machen.

So die Ausgangssituation, aus der Nicholas Sparks seinen Roman „Message in a Bottle“ (deutsch: Weit wie das Meer) entwickelt. Bekannt wurde die Erzählung 1999 durch die Verfilmung mit Kevin Costner und Robin Wright in den Hauptrollen.

Flaschenbriefe an Menschen, die nicht mehr unter uns sind, sind gar nicht mal selten. So wie hier.  Oft offenbaren sie eine feine und ausdrucksvolle Art der Trauer. Wer einen Menschen loslassen muss, braucht eine Form, um den Gefühlen Ausdruck zu geben. Weiterlesen

Kategorien: Der Geist in der Flasche, Sammelsorium, Wie und warum? | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , , | 5 Kommentare

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.