Der Geist in der Flasche

Flaschenpost und Philosophie, Religion, Anthroplogie und Psychologie.

Etikettenschwindel: Nicht jede Nachricht ist eine Flaschenpost!

In früheren Jahrhunderten waren Flaschenposten oft adressiert. Finder wurden gebeten, die Flaschenbriefe an eine bestimmte Anschrift weiterzuleiten. Vielleicht an die Admiralität, die eine Expedition ausgesandt hatte, an ein hydrographisches Institut, das Daten zu Meeresströmungen sammelt, an die Reederei des Schiffes oder einfach an die Seemannsbraut daheim. Notfalls waren Konsulate dabei behilflich. Trotzdem war ungewiss, wann, wo und ob überhaupt so eine Botschaft gefunden wurde.

Bitte an die Admiralität weiterleiten. Letzte Nachrichten von Franklins tragisch gescheiterter Expedition.

Man kann eine Flaschenpost mit einer konkreten Absicht absenden, z. B. um über den Verlauf oder auch das Scheitern einer Seereise zu informieren oder um damit Meeresströmungen zu erforschen. Aber man kann sie, – anders, als wenn man den Briefkasten an der Haustür öffnet -, nicht mit einer konkreten Absicht finden. Ob eine Kommunikation zwischen Sender und Empfänger zustande kommt, ist offen.

Das gilt freilich auch für andere Kommunikationsprozesse. Theodor W. Adorno empfand es so angesichts der neuen Musik. Selbst Musiker und Komponist, faszinierte ihn die  atonale Musik Arnold Schönbergs. Allerdings war er mit seinem Interesse ziemlich allein. Die Zwölftontechnik wurde von der Öffentlichkeit seinerzeit nicht wahrgenommen oder nicht verstanden. „Keiner will mit ihr etwas zu tun haben, sie verhallt ungehört, ohne Echo“ Es blieb ungewiss, ob sich Weiterlesen

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DO IT! – Flaschenpost und Bucket Lists

„Wie lang lebte man denn? Dreißig, fünfzig, siebzig Jahre vielleicht. Musste in dieser Zeit den Dschungel gesehen haben, die Wüste, die Kette des Himalaja, von Darjeeling aus, und die Türme von Manhattan. Wozu war einem sonst die Welt gegeben?“
Alfred Andersch, Kirschen der Freiheit.

Urnengang3

Irgendwann…

„To kick the bucket“ heißt im Englischen so viel wie „den Löffel abgeben“ oder „über den Jordan gehen“. Für jeden heißt es ja mal rien ne va plus und der Sensemann weist einen in die Kiste. Und auf einer bucket list stehen die Dinge, die man unbedingt erlebt haben möchte, bevor Gevatter Tod einem mit bedeutungsvoller Geste die Knochenhand auf die Schulter legt.

Es scheinen besonders junge Frauen zu sein, die da mal mehr, mal weniger ernst, ihre Ideen dazu aufschreiben und das dann in ihren Weblogs veröffentlichen. Es ist ganz reizvoll, da zu stöbern und zu gucken, was die Jugend von heute so im Leben vor hat. Da sind die großen Lebenspläne:

Das Medizinstudium absovieren,

den Doktortitel erhalten,

in einem weißen Kleid heiraten,

eine echte Familie haben, schreibt eine Studentin.

Reiseziele werden genannt, wie die von Alfred Andersch im Zitat oben. Aber auch einfach verrückte Sachen, die Spaß machen. Oder irgendwas, was man sich einfach nur noch nicht getraut hat: Weiterlesen

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Ein kleiner Lobgesang auf Handgeschriebenes, Flaschenpost und den Zauber des Unerwarteten. Gefunden in Ellys Ecke.

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Archives of the Sea: „A Message From a Wrecked Bark“

Was bringt Menschen dazu, Seenot-Flaschenposten zu türken?

Auch eines der ungelösten Rätsel!

Ich selbst habe hier über die Lusitania-Flaschenposten geschrieben. Nachfolgend ein Beitrag von Clint Buffington:

Message In A Bottle Hunter™

What is a „Bark,“ you ask?

Ya’ll, this is a Bark!

bark-or-barque-style-sailing-ship 19th Century 3-masted Bark or Barque Style Sailing Ship. Photo from Library of Congress.

Also known as a Barque, this style of sailing ship

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Aschenflaschen. Wie damit umgehen?

In einem anderen Artikel (bitte auch die Kommentare dort lesen!) hatte ich schon Flaschenposten erwähnt, die die Asche Verstorbener enthalten. Zuerst war mir das Phänomen in einer Notiz von Nicola White begegnet. Sie schrieb auf ihrem Website:

It is the most poignant we have found, and was a bottle containing the ashes of a young lady called Clare who had been about to sail the world before very sadly, she died without fulfilling her wish. Her family hoped that by sending her ashes out to sea, her spirit would be set free.  I have no doubt that it did.

Dann die erwähnte Geschichte von Gary Robert Dupuis. Dessen sterblichen Überresten war eine Banknote beigefügt, dazu die Einladung, mit dem Geld frohgemut einen heben zu gehen und auf den Toten anzustoßen.

Heute begenete mir wieder ein Foto von einer Flaschenpost, die, wie ich annehme, etwas Leichenbrand enthält (ich bin mir dessen noch nicht ganz sicher). Das heißt, wir sollten uns Gedanken machen, wie damit umzugehen ist. Es könnte ja sein, dass so etwas häufiger vorkommt, besonders wenn sich die Bestattungsgesetze in weiteren Ländern lockern. Deshalb möchte ich die Diskussion, die sich in den Kommentaren des Eingangs verknüpften Blogposts entwickelt hat, noch einmal aufgreifen.

Zwei Motive spielen für die Aussendung solcher Aschenflaschen eine Rolle: Weiterlesen

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Mit 216 km/h gegen die Zeit. Gedanken im Zug.

ICE 1173, 4. September 2016. Durch die Glaswand am Ende des Großraumwagens kann ich einen Flachbildschirm sehen. Abwechselnd mit dem nächsten Haltebahnhof des Zuges wird immer wieder die Geschwindigkeit angezeigt. 160 km/h sind es gerade. Der Zug ist zu schnell, um die Stationsschilder der kleineren Bahnhöfe entlang der Strecke zu lesen. Einen Blick auf den von Hundertwasser umgestalteten Bahnhof in Uelzen erhaschen zu wollen, ist aussichtslos. Ich versuche es gar nicht erst.

Wie im vorletzten Beitrag geschildert, hat man mich zur Ausstellung mit dem Titel „Mit dem Strom gegen die Zeit: TREIB_GUT FLASCHENPOST“ im Museum für Kommunikation nach Frankfurt eingeladen. Joachim Römer, Künstler, Flaschenpostsammler und Gestalter der Ausstellung, hatte mir dazu ein Manuskript seines Freundes, des Philosophen Thomas Seibert zugeschickt. Es sind „Sieben Annäherungen an das Sammeln von Flaschenposten“. Und da ackere ich mich, der ich von Philosophie und Kunst kaum Ahnung habe, gerade durch. Weiterlesen

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Flaschenposten: Rätsel, Faszination und Form.

At the same time that we are earnest to explore and learn all things, we require that all things be mysterious and unexplorable, that land and sea be infinitely wild, unsurveyed and unfathomed by us because unfathomable.

(Henry David Thoreau, Walden.)

Seine Großmutter, so erinnert sich Bruce Chatwin, hätte in einem Schränkchen allerlei Kurositäten gehütet. Darunter sei auch ein mit einer Stecknadel auf eine Karte geheftetes Hautstück eines vorsintflutlichen Tieres gewesen. Angeblich von einem Brontosaurus. Die Dame hatte das seltsame Souvenir von ihrem Cousin, einem abenteuerlustigen Seemann, zugeschickt bekommen. Der war irgendwann in Patagonien landfest geworden und hatte dort unter anderem nach Fossilien gesucht. Das Lederstück stammte aus der Ausbeute von Funden, die er in einer Höhle in Feuerland ausgegraben hatte.

Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Hautfetzen mit den borstigen roten Haaren nicht als Rest eines Sauriers, sondern eines Riesenfaultiers. Aber das focht den kleinen Bruce seinerzeit nicht an, denn auch ein pleistozänes Mylodon war exotisch genug, um die Phantasie des Jungen zu beschäftigen und das Fernweh des späteren Weltreisenden zu wecken.

Bei noch näherem Hinsehen dürfte sich die Geschichte als Chatwins Erfindung erweisen, wie so vieles in der Biographie des Schriftstellers. Aber das soll uns nun wieder nicht anfechten, denn die Story ist wirklich gut. Und sie illustriert bestens das Thema, um das es hier gehen soll. Weiterlesen

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