Kunst – Projekte

Driftline-Art: die Flaschenpost als schöne Kunst betrachtet. Oder als Medium für besondere Ideen.

Die Wanderlust der Flaschenposten. Oder wie ein Kunstprojekt baden ging

In meinem letzten Artikel hatte ich geschrieben, dass meine für ein Kunstprojekt gedachte Flaschenpost schwimmen wollte. Das geht auch anderen so. So wie letztens am Skulpturenpark an der Rur. Kein Tippfehler, es geht um die Rur „ohne h“, ein Flüsschen, dass bei Roermond in die Maas mündet, sich aber vorher durch die Jülicher Börde schlängelt, unter Anderem durch des kleine Örtchen Linnich in Kreis Düren.

Dort wird im Rahmen des Linnicher Kultursommers regelmäßig ein temporärer Skulpturenweg mit Installationen verschiedener Künstler eingerichtet. In diesem Jahr beteiligte sich Silke Jüngst. Sie legte am Flussufer zahlreiche Flaschenposten aus. Und die sind, wie eine Nachricht vom 1. August sagt, einfach verschwunden, bis auf ganz wenige. Schwuppdiwupp, einfach weg! – Baden gegangen?

Ja, wahrscheinlich. Ein paar noch zwischen Steinen im Wasser herumdümpelnde Flaschen deuten jedenfalls auf irgendeine Art von Posteinwurf hin.

200 Postflaschen am Ufer der Rur. Foto mit freundlicher Erlaubnis von Silke Jüngst.

Das wahr wohl irgendwie anders gedacht. Weiterlesen

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Strange Days – eine Kunstinstallation und eine Flaschenpost auf Abwegen

Walked out this morning, I don’t believe what I saw
Hundred billion bottles washed up on the shore
Seems I’m not alone at being alone
Hundred billion castaways, looking for a home
(Sting)

Eigentlich sehe ich meine Flaschenposten lieber schwimmen als im Museum. Aber manchmal landen sie doch dort. Vielleicht zolle ich damit der Tatsache Tribut, dass meine Leidenschaft für postalisches Treibgut in einem Museum den Anfang nahm. Das ist nun schon ein halbes Jahrhundert her, die Geschichte hatte ich =>hier mal erzählt. Ich schickte seinerzeit als Jugendlicher ein paar typische Teenagerflaschenposten auf die Reise, dann war lange Zeit Pause.

So um das Jahr 2000 fing ich wieder damit an. Aber viel älter kann ich nicht geworden sein, jedenfalls stach mich manchmal heftig der Hafer. Damals wurde im Kieler Schiffahrtsmuseum der „Brandtaucher“ ausgestellt, das erste in Deutschland gebaute U-Boot. Das Ding sah aus wie eine Kreuzung von Kofferfisch, einer Hafenschute und einem Teekessel, der Antrieb bestand aus einer Art Hamsterlaufrad für Menschen. Das unförmige Etwas konnte tatsächlich tauchen. Jedenfalls untertauchen. Das Auftauchen klappte allerdings nicht, der Wasserdruck demolierte bei der ersten Probefahrt 1850 die zusammengenieteten Eisenplanken so gründlich, dass es zum Wassereinbruch kam. Glücklicherweise konnte die Besatzung aussteigen und ohne Boot an die Oberfläche kommen. Im Museum war das Tauchboot so ausgestellt, als läge es noch am Grund der Kieler Förde, zwischen Steinen auf Sand und Kies gebettet und im bläulich waberndem Licht. Man kam sich vor wie ein Ostsee-Kabeljau, wenn man darum herumging. Und der Lausbub in mir zog eine kleine versiegelte Hustensaftflasche mit einem Papier darin aus der Tasche und deponierte sie heimlich zwischen den Steinen unter dem Kiel des unglücklichen Gefährtes. Als ich ein Vierteljahr später noch einmal dort war, lag die Flaschenpost immer noch da. Es muss wohl so ausgesehen haben, als gehöre sie dahin. Oder hatte sie tatsächlich niemand entdeckt?

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Eine der Flaschenposten für das Museum in Swansea

Sicher gesehen wurden die drei Flaschenposten, darunter eine Tauchflaschenpost, die ich 2016 an die Swansea School of Glass (University of Wales Trinity Saint David) schickte. Die Kunstgewerbeschule hatte ihre Jahresausstellung im dortigen National Waterfront Museum 2016 unter das Thema „Message in a Bottle“ gestellt und dazu auch Beiträge von auswärts erbeten. Meine Einsendungen damals waren Beispiele ganz konventioneller Driftbuddeln. Also schwimmfähig und seetüchtig, – für diese Sorte mache ich immer gern Propaganda. Ob sie nach der Ausstellung, wie ich gebeten hatte, tatsächlich dem Meer vor dem Fenster des Museums übergeben wurden, weiß ich allerdings nicht.

Ende letzten Jahres stieß ich im Internet auf das Projekt des australischen Künstlers Laith McGregor. Es trägt den Titel „Strange Days“. Für eine große Installation in der Art Gallery of South Australia anlässlich der Biennial of Australian Art in  Adelaide lud er Freunde, Bekannte und Follower auf Instagram ein, ihm Flaschenposten zu schicken, die er in Form der drei Buchstaben S.O.S an eine weiße Wand montieren wollte. Über tausend individuelle Botschaften einzelner Menschen wollte er dazu sammeln und zu einem großen Zeichen vereinen.

SOS, – ein Hilferuf in einer verrückten Zeit. Strange Days: 2020 und 2021 wüteten in Australien verheerende Buschfeuer. Und nicht nur dort, auf der ganzen Welt tobten Waldbrände nie gekannten Ausmaßes. Klimawandel, klar! Dann kam die Corona-Pandemie. Down under waren die Restriktionen so hart, dass dort zweitweilig nicht einmal Reisen von einem Bundesstaat in den anderen möglich waren und Staatsbürger, die im Ausland waren, nicht in die Heimat zurück konnten. Gestrandet, irgendwo.

Könnte ich mitmachen? Ich fragte nach Einzelheiten und bekam diese Antwort: Weiterlesen

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Die Flaschenposten des Otto Maaßen. Gedanken zu Briefbuddeln eines Romans

Warten, dass der Wind sich dreht.

Komische Wetterlage. „High over low“ nennen es die Meteorologen: Hochdruck über Nordskandinavien, Tiefs über Mitteleuropa, jetzt gerade eines über der Biskaya. Bei uns stetiger Ostwind, die ganze Woche schon. Also muss meine neueste Flaschenpost weiter auf dem Bücherregal warten, bis der Wind mal wieder auf die offene See hinaus weht. Da ich in letzter Zeit auch keinen Buddelbrief gefunden habe, über den ich erzählen könnte, wollen wir uns zwischendrin mal literarische Flaschenposten anschauen. Aus rein flaschenpostalischer Sicht natürlich, ausschließlich nach Gesichtspunkten der Materialität.

In ihrem jüngst erscheinenen Debütroman „Die letzte Flaschenpost“¹ schildert Annika Kemmeter die Erlebnisse des Kunstgeschichtsstudenten Janis Schütz und seiner Freundin Angelina. Janis hat bei Studien für seine Masterarbeit den Dichter Otto Maaßen kennengelernt und sich mit ihm über Fragen der Kunst ausgetauscht. Maaßen bewundert die Haltung des britischen Streetartkünstlers Banksy zur Vergänglichkeit der Kunst. Das Thema wird für Janis brisant, als Angelina, Enkelin Maaßens, ihm erzählt, dass der Dichter todkrank ist und seinen letzten Gedichtzyklus eben jener Vergänglichkeit preisgeben will. Er plant, die originalen Manuskripte in Flaschenposten dem Rhein zu übergeben, bevor Janis oder sonst irgendjemand sie überhaupt zu Gesicht bekommt. Der entsetzte Student greift zu unkonventionellen Recherchemethoden: Weiterlesen

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West Coast / Irish Sea Dispatches Part 3 – North Wales, Llandudno and Rhos-On-Sea (reblogged)

Nach Abschluss ihres ersten Bottled-Art Workshops in Nottingham schrieb mir Hilke Kurzke, sie sei wohl diesen Sommer mit dem Austragen von Post beschäftigt. Obwohl ich nicht selbst dabei war, habe ich mit dafür gesorgt, dass Hilke nun bei Familienausflügen an die See ordentlich zu schleppen hat (mich hat da ziemlich der Hafer gestochen). So waren zwei Flaschenposten von mir auch bei der letzten Tour an die Küste von Wales, die sie im unten rebloggten Artikel beschreibt, mit im Gepäck.

Schroffe Klippen rechts und links, mondäne victorianische Architektur dazwischen, eine eindrucksvolle Seebrücke und ein Abwurf nach allen Regeln des Flaschenpost-Bingo, besser kann ein Flaschenpost-Start doch kaum gehen!

Ich hätte ihr und den Kindern natürlich besseres Wetter für den Ausflug gegönnt, aber die düsteren Wolken geben der Seereise unserer Buddeln einen Hauch von Abenteuer.
Auch hier noch einmal ganz herzlichen Dank für das Einwerfen der Post!

Hier der Artikel, mit einer herzlichen Einladung, weiter auf Hilkes Blog zu stöbern:

Das Flaschenpost Projekt

Llandudno Pier

After having dispatched bottles in Chester on Thursday and Liverpool on Friday, it was time for North Wales on Saturday. At the Breakfast table we had still not quite decided where to go. But it was clear that we’d take the A55, and we’d decide on the spot whether to stop in Colwyn Bay or drive on to Llandudno. And since both kids were still patient when we came close to the first, we made it to the latter.

As you can see in the photo above, the beach close to the pier is of sand. Much of the beaches in North Wales are pebbles, and I suppose that there is some sand there, is what makes Llandudno attrative as a seaside resort. This is what a town looks like, when the Victorians think it makes a good Holiday destination:

Llandudno beach as seen from pier

As…

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West Coast/Irish Sea Dispatches Part 2 – Liverpool (reblogged)

Many thanks for this impressions of the Liverpool waterside and for throwing away 😉 our works so professionally, also for your invitation to me to say something about the “Wachsecke”. Perhaps I can do it some time, at the latest when it shows up at Sotheby’s.

Das Flaschenpost Projekt

Mersey ferry Mersey Ferry in Liverpool

I mentioned in my previous blogpost that we stopped in Chester on our way to the west coast of Great Britain. We stayed in Ellesmere Port in a Hotel that I can whole-heartedly recommend for their service with children and in terms of accessibility. (I don’t want to turn this into an advertsisement, but if you are interested in travelling into the same direction, I am more than happy to answer a message privately).

The hotel was located directly in between different parts of the canal port, in the more romantic part where narrow boats were mooring. But right behind the house was the entry to these basins, and the rather big canal that is built here right beside the river Mersey  can be seen, and a container port was in range of view. All in all there was a lot of water all around us…

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An evening with Messages and Art in Bottles (reblogged)

A pity that I couldn’t be there at the workshop in person. But as noted I gave a meddlesome contribution in form of some wacky drift bottles I sent to Nottingham. With two of them I also did my very best to keep the tale of the Official Uncorker of Ocean Bottles alive, – better a good story than dry history! Thank you for taking them with you to the evening, dear Hilke, and also for your report!

 

Das Flaschenpost Projekt

Set up at The Carousel in Nottingham

Last Tuesday, on the evening of the 23rd of July, I hosted my first truly public event ever: Art in Bottles, a workshop and discussion evening about messages in bottles. As a reader of this blog, you’ll know that I prepared a bunch of bottles for it, and Peter S. and Wolf Schindler both sent bottles for me to exhibit, show off and talk about on the evening. So I had 18 bottles to show that evening.

We started off with a round of questions: Is it legal? What about the environmental aspect? How to make a good message in a bottle? What to you write on the letter? Who finds it?

Once that was more or less answered, we all set to work. I brought a variety of materials and tools to make messages in bottles, but several had also brought bottles…

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Maribey, die Satzverschenkerin (reblogged Findesatz 26)

Tolle Idee:
Eine Mikroflaschenpost!

Nicht nur eine! Gestern war ich zufällig über den Blog FindeSatz gestolpert. Und sogleich fasziniert. Die ganz offensichlich lebensfrohe, reiselustige und bücherverliebte Satzfinderin und -verschenkerin Marion – alias maribey – schreibt über einzelne Worte und Sätze, die ihr irgendwie und irgendwo begegnen. Die schreibt sie auf und verschenkt sie weiter. An irgendeinen zufälligen Finder. Entweder in einem Umschlag, den sie irgendwo deponiert oder in einer Mikroflaschenpost*, einem winzigen wohlverkorkten Gläschen, mit einem hübschen Bändchen irgendwohin gehängt.

Und letzens flog ein Findesatz in Form einer Papierschwalbe zu Herbert Grönemeyer auf die Bühne. Und wieder ins Publikum zurück.

Zauberhaft!

Unten Marions Beitrag zu „Findesatz 26“, der bei der Leipziger Buchmesse auf einen Besucher wartete, der nicht hektisch von einem Stand zum anderen jagte, sondern den Blick fürs Unscheinbare hatte.

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*Mikroflaschenpost: Wortschöpfung von Bild- und Textfischer Bernd Standhardt.

FindeSatz

Auch den heutigen Findesatz habe ich auf der Leipziger Buchmesse versteckt. Kurz vor Ende der Buchmesse habe ich nochmal nachgeschaut, ob der Satz noch dort hing. Ja, auch drei Stunden nach dem Verstecken war er noch da. Ob er von Leuten gefunden wird, die dort aufräumen?

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