Der Plural von Flaschenpost


Sind Sie auch darüber gestolpert? Über das Wort Flaschenposten als Titel dieses Weblogs?

Dabei gibt es von „Post“ an sich keine Mehrzahl. Der Duden gibt folglich für „Flaschenpost“ auch keinen Plural an, ebenso wenig das Internet-Wörterbuch Wiktionary. Auf Internet-Foren wird dann munter herumgeraten, wie es richtig heißt. Mit ganz drolligen Ergebnissen, „Flaschenpöster“ usw. 😀

Und doch: „Flaschenposten“ ist der offizielle Plural von Flaschenpost. In die Deutsche Sprache eingeführt wurde er angeblich durch keinen Geringeren als Georg Balthasar von Neumayer, den Begründer der systematischen Ozeanographie in Deutschland und von 1876 bis 1903 ersten Direktor der Deutschen Seewarte. Der Singular „Flaschenpost“ soll zuerst 1802 in einer Publikation über Immanuel Kants Vorlesung zu „Physischer Geographie“ von Johann Vollmer verwendet worden sein.¹

Flaschenpost von 1864

Kap Horn – Australien in drei Jahren: Flaschenzettel von 1864

Seit 1887 übergab Neumayer Flaschenposten mit vorgedruckten Formularen an Kapitäne mit der Bitte, diese auf ihren Reisen an bestimmten Positionen auf den Weltmeeeren auszusetzen. Von der Rücksendung der von den Seefahrern und den Findern ausgefüllten Postkarten erhoffte er sich Aufschlüsse über die Meeresströmungen. Rund 12 % der Formularkarten kamen auf dem Postwege wieder bei der Deutschen Seewarte an.   662 dieser maritim-philatelistischen Rariäten lagern heute im Bibliotheksarchiv des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrograpie, das aus der Deutschen Seewarte hervorgegangen ist. Darunter auch ein Zettel, den Neumayers Mitarbeiter Eduard Brinckmann 1864 – damals war noch das Observatorium Hamburg für solche Fragen zuständig –  bei Kap Hoorn über Bord geworfen hatte und dessen Reise bis nach Australien ging. Die Sammlung gilt als die größte ozeanographische Flaschenpostsammlung weltweit.

Auf der Homepage des BSH wird deshalb der Plural „Flaschenposten“ ganz selbstverständlich benutzt. Bei Flaschenpostsammlern und -versendern hat er sich allenthalben etabliert.

So, nun sind wir schlauer als die gelehrten Bücher!

Und da wir gerade dabei sind: Der Zettel, der sich in einer Flaschenpost befindet, heißt Flaschenbrief. Irgendwo hatte ich mal den plattdeutschen Begriff Boddelbreef aufgeschnappt. Den finde ich schön! Analog also „Flaschenbrief“ für den papiernen Anteil des Objektes.

*

Nachtrag 31.05.2014:
Wiktionary hat inzwischen Nachgebessert! Duden noch nicht. Aber wir arbeiten dran!  😉

Nachtrag 15.09.2016:
Der Kölner Journalist Victor Gojdka hat bei der Sprachberatung des Duden und jener der Gesellschaft für deutsche Sprache nachgefragt. Dort sträubt man sich noch gegen „Flaschenposten“. – Wartet, wir kriegen euch noch! 😉


¹Wolfgang Struck, Flaschenposten. (Hamburg 2022) S. 49.

Titelbild mit freundlicher Erlaubnis von Larry Trotter.

Kategorien: Lexikalisches | Schlagwörter: , , , , , , , , , | 2 Kommentare

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2 Gedanken zu „Der Plural von Flaschenpost

  1. Das wusste ich gar nicht, hab ich ja gut geraten 🙂.

  2. Uns fiel nichts Schlaues ein, deshalb haben wir uns auf „Flaschenbriefe“ geeinigt. Der Duden hilft auch nicht wirklich weiter, Flaschenposten klingt irgendwie komisch. Bei der anschließenden Recherche sind wir dann auf diesen netten Artikel gestoßen: der-plural-von-flaschenpost

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