Anfang 2018 gefunden, nun offiziell im Western Australian Museum in Perth vorgestellt:
Eine der ältesten Flaschenposten, die von der Deutschen Seewarte zur Erfoschung von Meeresströmungen ausgesetzt wurden (mehr dazu hier), ist am 21. Januar diesen Jahres am Strand von Wedge Island, ca 180 km nördlich von Perth gefunden worden.
Die Buddel würde eine interessante Dekoration in ihrem Bücherregal abgeben, dachte die Finderin Tonya Illman. Sie war zufällig auf die vierkantige, olivgrüne Flasche mit der Profilprägung einer niederländischen Genever-Brennerei gestoßen. Sie lag zwischen jeder Menge anderem Treibgut auf dem breiten Sandstrand, ca 70 m abseits des Spülsaumes.
Ein Korken fehlte. Er war wohl verrottet. Bei näherem Hinsehen und Ausschütten des darin befindlichen Sandes (vielleicht Ballastsand, vielleicht auch eingewehter Strandsand) zeigte sich aber, dass die Buddel noch mehr in sich hatte: ein zusammengrolltes und sorgfältig verschnürtes Papierröllchen. Es war eine Flaschenpost!
Die Finder Tonya und Kym Illman und ihre Familie begriffen sofort, was sie da für ein martimes Kleinod vor sich hatten. Und sie taten das Beste, was sie überhaupt tun konnten: Sie ließen sich Zeit.
Wenn die alterümliche Flasche offensichtlich lange am Strand gelegen hatte, dann war nun keine Hektik nötig. Das feuchte Papierröllchen wurde erst einmal sorgfältig getrocknet. Sonst wäre es wahrscheinlich beim Auseinanderrollen zerfleddert, und das wäre schade gewesen. Dann erkannten sie, dass der Flaschenzettel ebenfalls alt war, richtig alt! Es war ein stark ausgeblichenes Formular, auf dem – kaum noch zu entziffern – vermerkt ist, dass die Flaschenpost am 12. Juni 1868 von Bord der Bark Paula, Heimathafen Elsfleth bei Bremen, abgeworfen wurde. Nach den eingetragenen Längen- und Breitengraden – 32° 49′ südlicher Breite und 105° 25′ östlicher Länge – musste sie 950 km zurückgelegt haben.
Mindestens! Sie könnte ebenso gut ein paar Runden im Indischen Ozean gedreht haben, wer weiß? Wie lange Die Flaschen auf See trieb und wie lange sie sich am Strand der Südwestküste Australiens sonnte, wird wohl ebenso ein Geheimnis bleiben.
Daraufhin wandten sich die Illmanns an den Seefahrtshistoriker des Museums in Perth, dem sie Papier und Buddel zur näheren Untersuchung anvertrauten. Von dort aus wurden dann die Nachfolgeorganisationen des Deutschen Seewarte, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sowie der Deutsche Wetterdienst (Seewetteramt Hamburg) kontaktiert. So konnte Näheres über die Fahrt der Paula und die Flaschenpost ermittelt werden.
In manchen Meldungen heißt es, die „Paula“ sei ein Forschungsschiff gewesen. Eigens zu Forschungs- oder Vermessungsfahrten ausgesandte Segler, wie beispielsweise einige Jahrzehnte später der Gauss der deutschen Antarktis-Expedition (eine dabei 1903 bei Tasmanien ausgesetzte Flaschenpost wurde 1955 an der Küste Neuseelands gefunden), gab es damals aber nur wenige. Statt dessen waren die Kapitäne gewöhnlicher Handelsschiffe angehalten, genaue Aufzeichnungen zu Wind und Wetter im Logbuch festzuhalten, die dann für hydrographische Auswertungen benutzt wurden. Ebenfalls wurden ihnen solche Flaschenpostformulare mitgegeben, die mit der Positionsangabe des Überbordwerfens versehen, ihre Reise auf den weltumspannenden Meeresströmungen antreten sollten. Damit wurde jedes Fracht- und Passagierschiff gewissermaßen zu einem Forschungsschiff.
Von dem Dreimaster Paula sind die Schiffsjournale erhalten. Und dort ist tatsächlich für den 12 Juni 1868 der Abwurf der Buddel vermerkt: „Stromflasche über Bord“! Der Vergleich der Handschrift mit der der Flaschenpost belegt: ja, die Eintragung auf dem Flaschenzettel stammt wirklich von Kapitän Diekmann, der mit der Paula eine Ladung Kohle von Cardiff nach Makassar (Indonesien) transportierte.

Schnappsbuddel mit Weltruhm. Foto mit freundlicher Erlaubnis https://www.kymillman.com/oldest-message-in-a-bottle/
Im Western Australian Museum soll die Flaschenpost für zunächst zwei Jahre bleiben und ausgestellt werden.
Dies ist die Liste der bisher ältesten Flaschenposten: => LINK
Und nun lasst uns unsere eigenen Driftbuddeln losschicken! Es gibt einen Rekord zu knacken! 😉
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Hier alle Informationen auf dem Website von Kym Illmann: https://www.kymillman.com/oldest-message-in-a-bottle/
Toll…ein super Fund. Interessanter Beitrag.
so eine hübsche Flasche hätte ich auch am liebsten aus dem Meer gefischt.
…und ich natürlich auch! 🙂
Ich finde, die Buddel „hat was“. Diese profilierte Schrift, gibt der Flasche ein besonderes aussehen, obwohl es damals einfach nur eine hundsgewöhnliche Schnapsbuddel war.
Heutzutage ist es gar nicht so einfach, für die eigene Flaschenpost eine halbwegs interessante Flasche zu finden. Aber wenn mir irgendweches ausdrucksvolles Altglas in die Hände kommt, reiße ich es mir unter den Nagel. Die Leute im Jahr 2150 oder so sollen ja auch ihr Vergnügen haben! 😉
Ich glaube, das werde ich dann nicht mehr erleben.
😉
Na gut, wenn man unsere Buddeln in 132 Tagen findet, ist es auch okay, oder?
Toller Rekord, danke für den Bericht.
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ah, da hast du ja die story mit der flaschenpost von der paula auch erzählt – ausführlicher als ich. prima…
hey, da hast du wieder mal intensiv recherchiert und wahrscheinlich auch kontakt mit den illmans aufgenommen? super genialer ausführlicher bericht! hach, ich möchte soooooo gerne auch mal eine finden – sie muss ja noch nicht mal so alt sein, ich nehme auch gern eine „neuzeitliche“ 🙂
liebe grüße!
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